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Walnuss – die Frucht des „Baum des Jahres 2008“

Informationen aus der Sicht eines ernährungswissenschaftlichen Philatelisten

Die Walnuss zählt zum Obst, und zwar zum Schalenobst. Sie hat einen ganz individuellen Charakter. Man muss die Nuss knacken, bevor man sie genießen kann. Die harte Schale macht sie haltbar, es war und ist aber nicht sehr bequem, sie zu essen. Es gibt spezielle Haushaltsgeräte dafür – die Nussknacker. Betrachtet man eine geöffnete Walnuss, dann kann mit ihren speziellen Formen an vieles gedacht werden, auch an ein menschliches Gehirn. Diese Nüsse regen das „Hirn“ an, und dieses führt zu vielen interessanten Aspekten, die hier rund um die Walnuss mit Briefmarken und anderen Sammelobjekten dargelegt werden.

BRD (1971) Mi Nr. 705

Der wissenschaftliche Name des Walnussbaumes, so wie wir ihn kennen, lautet Juglans regia. Wie bei allen Pflanzen gibt es in der Natur viele ursprüngliche Arten, daraus wählten Menschen für die Züchtung passendes aus. So gibt es heute etwa 20 Walnussarten, die genutzt werden. Die Ursprungsregion ist Mittelasien; im Englischen gibt es auch für Walnuss den Ausdruck „Persische Nuss“. Sie verbreitete sich von dort nach Griechenland, und die Römer brachten sie nach Europa. Nach Deutschland kam sie über Frankreich. Der alte Name, romanische oder welsche Nuss, belegt dies. Die Walnuss gelangte auch nach Amerika. Der erste Walnussgarten in Kalifornien wurde 1867 in Santa Barbara angelegt; und heute stammen etwa 2/3 des Welthandels aus dieser Region.

Der Walnussbaum bedarf eines milden Klimas. Das erklärt seine Hauptverbreitungszonen, die sich in Europa im mediterranen Raum befinden. In Deutschland ist er vor allem in den Weinbaugebieten zu finden. Die Hälfte der 11.000 Walnussbäume in Deutschland ist in Baden-Württemberg anzutreffen.

Die Walnussernte erfordert eine langfristige Planung und Geduld. Ehe man eine Walnuss ernten kann; muss der Baum durch eine „Baumschulzeit“ gehen und wird erst als „Teenager“ reif. Die ersten Früchte gibt es im Alter von etwa 15 Jahren. Dafür werden dann die Bäume auch recht alt; bis über 200 Jahre. Man stelle sich vor, es gibt Walnussbäume, die bereits im Jahr 1800 Nüsse trugen. So ist es möglich, dass wir heute uns an Früchten der gleichen Bäume laben, die eventuell schon Goethe, Napoleon und viele andere berühmte und noch mehr unbekannte Menschen als Nahrungsquelle gedient haben.

Der Walnussbaum wird zu einer majestätischen Erscheinung, wenn man ihm Platz zur vollen Entfaltung gewährt. Er wird über 10 Meter hoch, manche Exemplare gar bis 20 Meter; und hat einen Durchmesser von 10-15 Meter. Sie gelten als bedeutende Hofbäume, die das Bild des Anwesens bzw. des Gartens prägen. Kaiserin Maria Theresia förderte den Anbau im 18. Jahrhundert, in dem sie befahl, dass in jedem Hof in ihrem Österreich-ungarischen Reich ein Nussbaum zu stehen habe. Sie sind gute Sommer-Schattenbäume, auch deshalb, weil ihre Düfte vielen Insekten nicht behagt.

Bilder einzelner Wallnussbäume sind auf Briefmarken der folgenden Länder dargestellt (Syrien s.o.), darunter befinden sich auch Wiedergaben von Gemälden.

Das Aussehen der Bäume verändert sich im Jahreszyklus. Monaco hatte die saisonalen Veränderungen des Aussehens für eine Reihe von Bäumen herausgegeben, darunter auch den Walnussbaum. 

In anderen Briefmarkenausgaben sind Blätter und Früchte in unterschiedlichem Grad der Reifung dargestellt:     
Die Früchte reifen Ende September bis Anfang Oktober. Wie beim Wein, ist der Ertrag von Sorte, Alter und Klima abhängig. Es heißt, gute Weinjahre seien auch gute Nussjahre. Eine gute Ernte bedeutet bei einem großen Baum ca. 150 kg Nüsse.

Die Ernte war und ist recht mühsam und gefährlich. Auf einem alten Liebig-Sammelbild ist dies zu sehen. Wie bei allen Marktfrüchten, ist heute die Ernte weitgehend mechanisiert; es werden „Baumrüttler“- und „Nuss“-Saugmaschinen eingesetzt. Die (Obst-)Bäume wachsen in Plantagen und haben einen „Halbstamm“. Die frisch geernteten Nüsse müssen gut getrocknet werden, dann sind sie lange haltbar. Bei sachgemäßer Lagerung halten sich die Nüsse über mehrere Monate hinweg. Sie sind somit ganzjährig im Handel erhältlich.

(Liebig-Sammelbilder - Serie 779: Der Obstbau und seine Feinde in der Tierwelt; Bild 5 - Schütteln und Sammeln der Nüsse in Bosnien)

Andere Obstsorten haben eine wesentlich geringere Lagerfähigkeit. So sind Walnüsse ein Symbol für Vorratshaltung; noch in den 1960iger Jahren gab es öffentliche Erinnerungen an die notwendigen Vorräte von Lebensmitteln in Haushalten. So mag sich mancher noch an die „Aktion Eichhörnchen“ erinnern.

Walnüsse haben einen hohen sozio-kulturellen Wert. Sie schmecken gut und sind gesund. Früher anerkannte man die Mühen, die notwendige waren, bis eine Nuss „geknackt“ und verspeist werden konnte. So sind Walnüsse auch Symbol- und Schmuckzeichen. Sie dienen als Weihnachts(baum)Schmuck, wie das Beispiel der Briefmarke aus Tschechien zeigt. Walnüsse kennt (noch) jedes Kind (in ein paar Jahren kennt man vielleicht nur noch die geschälten Nüsse in der Tüte). So wird ihr Bild in Fibeln und anderen Leselern-Hilfen eingesetzt. Dies zeigt eine niederländische Briefmarke.

Die Weltjahresproduktion an Walnüssen lag 2005 bei 1,5 Millionen Tonnen, damit hat sie sich seit 1961 verdreifacht. Die Hauptproduzenten sind die USA (Kalifornien) und China, danach rangieren die Türkei, die Ukraine, der Iran und Indien. Große Produzenten in Europa sind Frankreich (die Hauptanbaubiete liegen im Périgord und um Grenoble, "Noix de Grenoble"), Italien und Griechenland. Der Welthandel wird durch die USA bestimmt, Deutschland ist der Hauptimporteur. Der Wallnussverzehr ist statistisch gesehen nicht sehr hoch, es sind nicht mehr als 10g pro Tag und Person. Viel davon wird als „Knabbernahrung“ verzehrt. Walnuss ist auch Bestandteil vieler Rezepte, es gibt sogar spezielle Kochbücher dazu. Aus der Nuss kann ein wertvolles Walnussöl gepresst werden und es werden Walnuss-Liköre hergestellt.

Wie bei jeder traditionell vom Mensch genutzten Pflanze, wird nicht nur ein Teil verwendet, sondern im Prinzip alles. Zwar steht aus Sicht des Ernährungswissenschaftlers die Nuss als Frucht im Mittelpunkt. Sie enthält viel Eiweiß und Fett, und ist damit sehr kalorienhaltig (650kcal/100g). Doch die Inhaltstoffe, wie essentielle Fettsäuren; B-Vitamine, Folsäuren, Antioxidantien (Vitamin E), und Mineralstoffe (Magnesium, Calcium) sind reichhaltig vertreten. So sind Wallnüsse in der Vollwert-Ernährung hoch geschätzt und es gibt viele Belege darüber, wie gesund sie sind. Viele Studien belegen ihre positiven Effekte in bezug auf die modernen Zivilisationskrankheiten (Herz-Kreislauf, Krebs, Diabetes).

Die weiteren Nutzungsmöglichkeiten des Wallnussbaumes verdienen, aufgezählt zu werden. Der Stamm wird zum edlen Holz in der Möbelindustrie verarbeitet. Die Musterung macht es interessant für Furniere (z.B. am Armaturenbrett von Edel-Karossen). Das Wurzelholz wird für feine Tabakpfeifen genutzt. Die Rinde, Blätter und die grünen Nüsse sind Quellen für kosmetische Produkte, Naturheilmittel-Extrakte, Tinkturen und Tees (z.B. gegen das Schwitzen). Die grüne Nuss ist ein Ausgangsprodukte für brauner Naturfarbe, darauf weist eine Briefmarke aus Südkorea hin.

Selbst die Walnussschalen können genutzt werden. In Form von Granulat dient es als Mittel zur schonenden Oberflächen-Strahlungsbehandlung. Es gibt auch Kunsthandwerker, die nutzen die Schalen, um daraus kleine Kunstwerke herzustellen; wie z.B. Weihnachtsschmuck im Erzgebirge.

Der Walnuss-Baum als eine biblisch-alte Nutzpflanze („In den Nussgarten stieg ich hinab, um nach dem Sprossen der Palme zu sehen, um zu sehen, ob der Weinstock treibt, die Granatbäume blühen.“ Hohelied 6,11). Es ist in vielerlei Hinsicht mit der Kultur von Menschen verbunden. Gemäß dem keltischen Baum-Horoskop gibt es Nuss-Menschen, das sind die die zwischen 21.4.-30.4 oder vom 24.10.-2.11. geboren sind. Sie gelten als unbeugsam, geben alles für ihre Ziele. Die Walnuss zählt zu den Fruchtbarkeitssymbolen. Sie ist verbunden mit Sexualität und Ehestand; so z.B. als Sprachbild zur Unsicherheit des Kommenden. "Niemand weiß, was in der Nuss zu finden ist – süß oder bitter“. Man „findet“ die Walnuss in Sprichwörtern, Sprachbildern (eine auf die Nuss bekommen, harte Nuss, taube Nuss, usw.) und Märchen. Fast selbstverständlich, dass sie auch in Stillleben in der klassischen Malerei zu entdecken ist, wie das folgende Beispiel belegt (Alfred Sisley: Stillleben mit Trauben und Nüssen; (1880); Museum of Fine Arts; Boston)

Vieles von der Tradition der Wallnussbäume scheint nicht in die heute schnelllebige Zeit zu passen. Wer möchte schon ein Jahrzehnt und länger warten, bis er den Lohn der Pflege erhält. So sind sie für uns zwar sehr schön, aber es wird wenig für den Nachwuchs getan. Die „Ehrung“, ihn zum Baum des Jahres 2008 zu ernennen, dient dazu an seine Besonderheiten zu erinnern. Hervorzuheben dabei ist, dass das lange Vorausplanen und das Warten-Können auf die Resultate, heute noch notwendiger ist als früher. Unseren Globus, unsere Natur und unser Leben so zu nutzen, dass nachfolgende Generationen (in 200 Jahren oder noch später) gute Lebensbedingungen haben, muss heute begonnen werden, selbst wenn der Ertrag nicht jetzt und gleich greifbar wird.

 

Tabelle: Übersicht zu den Motiv-Marken zur Walnuss

Land Mi-Nr. Beschreibung

Albanien 25.12.1977

1936 Walnussbaum mit weidenden Schafen / Gemälde von Vangiush

Andorra französisch 7.7.1984 353 Walnussbaum; ein Zweig mit grüner Nuss; geöffnete Nuss

Bulgarien 28.12.1964 1502 alter großer Walnußbaum (500 Jahre) im Dorf Golijamo Drjanovo

Bulgarien 01.07.1965 1565 Drei Walnüsse + 1 Blatt (Freimarken Früchte)

Bulgarien 10.12.1988 3518 Block 169 Alter Walnussbaum; von Daniel Detschev (1891-1962) Gemälde bulgarischer Künstler –

Frankreich 17.04.1996 3143 Fiederblättchen der echten Walnuss (Juglans regia) (Freimarke mit Vorausentwertung)

Korea Süd 25.02.2004 2395 Walnuss (Serie Färbepflanzen)

Luxemburg 08.12.1997 1434 Walnussbaum – Blatt – Frucht (Serie – einheimische Bäume)

Monaco 13.03.1992 2066-2069 Zweig eines Wallnussbaumes in allen vier Jahreszeiten

Nepal 20.08.2005 828 Walnussbaumausschnitt + Nuss (Serie Früchte; Zusammendrucke)

Niederlande 04.04.2006 2395; Block 94 Walnuss auf Buchstabenplättchen von Jan Ligthart (1859-1916), Pädagoge, mit Illustrationen von Hindericus Scheepstra (1859-1913)

Rumänien 15.09.1963 2176 Walnüsse (Freimarken Serie Früchte)

San Marino 27.06.1997 1729 Alter Walnussbaum (Naturdenkmal)

Syrien 30.12.2004

2181 Walnussbaum und Walnuss (Tag des Baumes)

Tschechische Republik 11.10.2006 492 Apfel und Walnuss als Weihnachtsdekoration (Weihnachtsmarke)

Nussknacker 

BRD 05.10.1971 707 Altes Holzspielzeug

BRD 06.11.1990 1486 Weihnachtliches Kunsthandwerk

DDR 06.12.1967 1333 Volkskunst aus dem Erzgebirge

Private Ganzsache: Deutsches Rotes Kreuz (Weihnachten 2009) (DBZ 2009_26, S.77)

 

Benutzte Quellen:
Häne, K.: Der Nussbaum in der Philatelie. link bei www.waldwissen.net -

Bänziger, Erica: Das goldene Buch der Walnuss Walter Hädecke Verlag, Weil der Stadt, 2005

www.baum-des-jahres.de – Webseite des Vereins e.V./Kuratorium Baum des Jahres in 95615 Marktredwitz

Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, LWF - www.waldwissen.net  – dort: http://www.waldwissen.net/themen/waldoekologie/baumarten/wsl_seba_walnussbaum.pdf

California Walnut Commission – deutsche Website - www.walnuss.de 

Diehl, J.F.: Nüsse in der Ernährung; Berichte der BFEL; Karlsruhe, 2001 – http://www.bfel.de/cln_045/nn_971894/SharedDocs/Publikationen/Berichte/bfe-r-01-01.html  (Die BFEL - Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel heißt ab 01.01.2008 – Max Rubner-Institut; Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel - www.mri.bund.de

Richard Jansen-Handel; Köln – Website - www.walnuss.info 

Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, S. 8194 - Stichwort - Juglans regia. (Digitale Bibliothek Band 144)

Linsbod, Ferdinand (Hg.) Das Nußbacher Walnuss-Buch. Stocker-Verlag; Graz, Stuttgart 2006

Michel online Katalog – www.michel.de bzw. https://ssl.philatelie.de/onlinecatalogue 

NUCIS eV Deutschland - www.nucis.de 

Schutzgemeinschaft Deutscher Wald; www.sdw.de – dort - www.sdw.de/wald/baum_infos/faltblatt-walnuss/walnuss.pdf

Ulmer-Verlag – Website – Bibelpflanzen: www.ulmer.de/QUlEPTMxNDk0Jk1JRD01MDE0MCZUSVg9LTE.html 

USDA (US Department of Agriculture) World Walnut Situation; URL – http://www.fas.usda.gov/htp/Hort_Circular/2003/12-23-03 %20Web%20Art.%20Update/12-03%20Walnuts.pdf

Wikipedia (Deutschland) – Stichwort – Echte Walnuss - http://de.wikipedia.org/wiki/Walnuss

The Yorck Project: 10.000 Meisterwerke der Malerei. DVD-ROM, 2002. ISBN 3936122202. Distributed by DIRECTMEDIA Publishing GmbH.

The Yorck Project: 5.000 Bildpostkarten, S. 4600 (c) 2001 The Yorck Project] Motivpostkarten: Paris, Louvre.

Anmerkung: Am 20./21. Mai 2008 findet in Bernkastel-Kues eine Tagung zum Baum des Jahres – Die Walnuss – statt. Dabei werden auch Exkursionen zur Wallnussallee an der Mosel angeboten. (Link: http://www.baum-des-jahres.de/DieWalnuss-1.pdf )

 Echte Walnuss - Beitrag in "Die neue Flora" Nr.14; 2012 (Thematische Philatelie Bayern)

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